Kulturgeschichte

Im gesamten Schutzgebiet findest du Spuren, die von der früheren Nutzung der Ressourcen im Fjell erzählen. Hier gibt es Fanganlagen mit Tiergräbern, Spuren der Herstellung von Specksteintöpfen, Überreste von Seilbahnen, Kraftwerke und natürlich die zahlreichen und teilweise weitläufigen Almen, die der Gegend ihren Namen gegeben haben. Die als Ergebnis der menschlichen Aktivität an bestimmten Orten entstandenen Namen und Erzählungen stellen einen wichtigen Teil der Kulturgeschichte in Stølsheimen dar.
a

Menü

NN_logo_Dovrefjell_nasjonalparkstyre_svart

Kontakt

Stølsheimen verneområdestyre
Statsforvaltaren i Vestland
Njøsavegen 2
6863 Leikanger, Norwegen
E: sfvlpost@statsforvalteren.no

M

Menü

Almen

Hunderte von Jahren haben die Bauern ihr Vieh über steile und gewundene Triebwege zur Alm und den Sommerweiden in die Berge hinauf getrieben, bis 1972 schließlich die letzte Alm stillgelegt wurde. In jedem Tal und auf annähernd jedem größeren Felsvorsprung an den Hängen zum Sognefjord hin befindet sich eine Alm. Viele davon sind sehr alt, andere relativ neu errichtet, und von manchen sind nur noch wenige Überreste im Gelände zu entdecken. Die Almwirtschaft ist es auch, der Stølsheimen seinen Namen (norw. støl = Alm) und die wunderschöne Kulturlandschaft zu verdanken hat. Heute kannst du hier noch 30 Almen mit Almgebäuden sowie 26 ehemalige Almgebiete mit Überresten der Bebauung und Spuren der früheren Bewirtschaftung erleben.

Almen.

Die Almwirtschaft stellte einen wichtigen Teil der traditionellen vorindustriellen Landwirtschaft in Norwegen dar und war weit verbreitet. Die meisten Höfe rund um Stølsheimen waren klein, relativ steil gelegen und verfügten nur über begrenzte Ressourcen in der unmittelbaren Umgebung. In den Bergen hingegen gab es mehr als genug Weideland. Daher versuchte man, die Tiere so lange wie möglich auf den Weideflächen im Fjell zu halten, damit ein möglichst großer Teil der hofeigenen Produktion und die Heuernte der angrenzenden Mahdwiesen als Winterfutter genutzt werden konnten. Um die natürlichen Ressourcen auf bestmögliche Weise zu nutzen, hatten viele Höfe sowohl eine „Heimalm“ in mäßiger Höhe über dem Meeresspiegel, wo das Vieh im Frühjahr und Herbst weiden konnte, sowie eine Bergalm auf Höhe der Waldgrenze, um im Sommer die eigentlichen Bergweiden nutzen zu können. Einige Höfe hatten zudem eine Heimalm direkt am Fjord. Auf Nese in Arnafjord etwa besaßen die Höfe die am Fjord gelegene Heimalm Tenne, die Mittelalmen Fossesete und Rosete sowie die Bergalmen Vatnane, Hest und Dunevollen.

Lange und steile Triebwege setzten dem Spielraum für die Almwirtschaft eine effektive Grenze. Die Almhütten waren daher meist klein und spartanisch und oftmals aus den vor Ort verfügbaren Materialien und Steinen errichtet. Die Bewirtschaftung der Almen war in der Regel Aufgabe der Frauen. Sie melkten die Kühe und Ziegen und stellten Butter, Käse und andere Molkereiprodukte her.

Wir wissen nur wenig über das genaue Alter der Almen in Stølsheimen, aber einige von ihnen sind wahrscheinlich an die zweitausend Jahre alt. Heute gibt es in Stølsheimen keine aktive Almbewirtschaftung mit Melken und Käsen mehr. Viele der Almgebiete werden allerdings immer noch als Weideflächen genutzt, und die Almhütten sind für die Überwachung des Viehs auf der Weide von zentraler Bedeutung. Viele der Almgebäude werden mittlerweile auch zu touristischen Zwecken genutzt. Bei einer Wanderung in Stølsheimen auf eine der gut erhaltenen Almen zu stoßen und diese zu erkunden, ist eine tolle Erfahrung.

Die Almen.
Almen.

Pfade/Triebwege

Die Triebwege waren die einzige Verbindung zwischen den Höfen und der Alm. Viele Bauern mussten im Frühjahr und Herbst mit dem Vieh teils hohe Bergpartien überqueren, und die Triebwege waren oft lang und beschwerlich. Entlang der Pfade hatte man Steinmännchen errichtet, um auch bei schlechtem Wetter den Weg zu finden.

Heute werden die Triebwege hinauf zu den Almen sowohl als Betriebswege zum Erreichen der Weideflächen als auch als Wanderwege genutzt. Viele von ihnen sind aufwendig angelegte Wege, die sich mithilfe von Steinmauern und Brücken die Berghänge hinaufwinden. Der Triebweg von Ålrek nach Vøvringen ist ein gutes Beispiel für einen solchen Weg mit mehreren gemauerten Abschnitten.

Pfad.

Fanganlagen

Zu den ältesten Spuren menschlicher Kultur in Stølsheimen zählen die Fanganlagen zum Fangen von Rentieren. Die Fanganlagen mit Tiergräbern zeigen, dass Stølsheimen schon seit langer Zeit einen wichtigen Lebensraum für wilde Rentiere darstellte. Das wilde Rentier ist ein nomadisches Tier, das einen großen Lebensraum benötigt. Die Tiergräber sind wichtige Kulturdenkmäler, die es zu erhalten gilt, um das Wissen um jene Gebiete, die für das wilde Rentier von essenzieller Bedeutung sind, für zukünftige Generationen zu bewahren.

Grube fangen.

In Stølsheimen liegen die Tiergräber oftmals einzeln für sich, zuweilen kann man auch einige wenige zusammen finden. Sie befinden sich häufig in engen Passagen, mit Wasser auf der einen sowie steilen Abhängen oder Berghängen auf der anderen Seite. Solche Tiergräber kannst du unter anderem sowohl südlich als auch nordöstlich des Holskardvatnet sowie am Øksevatnet im Norden finden. Das durch die besondere Geologie geschaffene Gelände bestimmt die Wanderrouten der Tiere. Die Tiergräber sind so platziert, dass sie sich die Geländeformationen zunutze machen. Die Tiergräber östlich und südlich des Kvilesteinsvatnet sind gute Beispiele dafür, wie das Gelände zum Fangen wilder Rentiere genutzt wurde.

Während die Gletscher schmelzen und sich zurückziehen, treten immer mehr Kulturdenkmäler mit Verbindung zur Jagd- und Fangkultur in den Bergen ans Tageslicht. Wenn du auf einer Wanderung Objekte findest, die Kulturdenkmäler sein könnten, berühre sie bitte nicht, sondern melde den Fund einem Archäologen bei der Provinzialregierung. Wenn du Kulturdenkmäler bewegst, könnten sie Schaden nehmen und ein Stück Kulturgeschichte verloren gehen.

Grube fangen.

Topfherstellung

Ein weiteres spannendes Kulturdenkmal in Stølsheimen sind die Spuren der Topfherstellung aus Speckstein. Mehrere tiefe Gruben in einer Gesteinsformation mit dem Namen Gryteberg sind ein deutliches Zeichen dafür, dass hier Material zur Herstellung von Specksteintöpfen entnommen wurde (norw. gryte = Topf). Speckstein ist eine weiche Gesteinsart, die sich leicht formen lässt. Darüber hinaus ist er feuerfest. Speckstein wurde bereits in der Steinzeit genutzt und findet seither für die verschiedensten Zwecke Verwendung. Während der Bronzezeit begannen die Menschen, Töpfe daraus herzustellen. Dazu wurde der Stein zuerst von außen in Form geschnitten und anschließend ausgehöhlt. In Gryteberg findet man mehrere dieser halbwegs herausgeschnittene Töpfe, die vermutlich zwischen 500 und 2 000 Jahren alt sind.

Leider verlockt die weiche Gesteinsart viele, ihren Namen in den Fels zu ritzen. Bitte beachte, dass es sich um ein geschütztes Kulturdenkmal handelt, und unterstütze uns dabei, unser gemeinsames kulturelles Erbe für zukünftige Generationen zu bewahren. Ritze oder schreibe auf keinen Fall in das Gestein!

Gryteberg.